Das Projekt TTR (Timetable Redesign) zur Fahrplanneugestaltung

TTR steht für Timetable Redesign und bedeutet Fahrplan Neugestaltung. Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) können Zugtrassen entweder für ein ganzes Jahr oder kurzfristig während eines laufenden Jahresfahrplans bestellen. Alle EVU sind bestrebt, ihre Bestellungen von Zugtrassen in einem Jahresfahrplan zu tätigen. In der Praxis bestellen Güter-EVU Zugtrassen in hohem Ausmaß auf Verdacht und in der Regel mehr als sie brauchen. Das führt unterm Strich zu verschwendeten Infrastrukturkapazitäten. Dem will das Projekt Timetable Redesign nun entgegenwirken. 

„zügig erklärt“ – TTR Timetable Redesign

Wie Timetable Redesign (TTR) den Fahrplanprozess optimiert und dabei das Klima schützt.

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    „zügig erklärt“ Timetable Redesign (TTR) – Erklärvideo
    Textinserts, Musik im Hintergrund

    zügig erklärt. Wie Timetable Redesign (TTR) den Fahrplanprozess optimiert und das Klima schützt.

    Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) bestellen Zugtrassen für ihre Züge – also Fahrwegkapazitäten – beim Infrastrukturmanager.

    Zugtrassen können bis spätestens acht Monate vor Fahrplanwechsel für ein ganzes Jahr oder kurzfristig während eines laufenden Jahresplans bestellt werden.

    Im Personenverkehr ist der Jahresbedarf gut planbar, während im Güterverkehr nur 25 Prozent der Bestellungen stabil sind.
    - Personen-EVU
    - Güter-EVU

    Güter-EVU bestellen Zugtrassen im Jahresfahrplan meist großzügig und auf Basis temporärer Markteinschätzungen. So werden wertvolle Infrastrukturkapazitäten blockiert.

    Deshalb haben die europäischen Infrastrukturmanager einen neuen Prozess zur Erstellung des Jahresfahrplans entworfen: Timetable Redesign, kurz TTR

    Dieser wird bereits in drei Pilotbetrieben umgesetzt.
    -   Antwerpen–Rotterdam
    -   Miranda de Ebro–Mannheim
    -   München–Verona

    Infrastrukturmanager – und nicht mehr die Güter-EVU – reservieren und schützen ausreichend Kapazitäten im Jahresfahrplan für den Güterverkehr.

    Dadurch gewinnen Infrastrukturmanager bislang blockierte Kapazitäten zurück und Güter-EVU können Zugtrassen jederzeit auf Basis der tatsächlichen Nachfrage bestellen.

    Personen-EVU können Zugtrassen sogar noch früher bestellen und damit eine frühere Zugweisung im Jahresfahrplan erhalten. Deren Kapazitäten bleiben dabei unverändert.

    Mit TTR werden somit die Marktbedürfnisse von Personen- und Güterverkehrskunden erfüllt und durch organisatorische Maßnahmen werden bislang blockierte Kapazitäten wieder frei.

    Die zusätzlichen Kapazitäten können dafür genutzt werden mehr Güterverkehr auf die Schienen zu verlegen.

    Ziel ist eine Steigerung des Marktanteils in Europa von 18 Prozent auf 30 Prozent bis 2030.

    TTR leistet somit auch einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der europäischen Klimaziele.

Wie kommt ein Eisenbahnverkehrsunternehmen zur Trasse?

Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) können Fahrwegkapazität für ihre Züge beim Infrastrukturmanager (IM) bestellen. Diese Fahrwegkapazität bezeichnet man in den gesetzlichen Grundlagen als Zugtrassen. Zugtrassen können entweder für ein ganzes Jahr oder kurzfristig während eines laufenden Jahresfahrplans bestellt werden. Letzteres geschieht auf Basis von Restkapazität. Das ist jene Fahrwegkapazität, die nach der Zuweisung der Zugtrassen für einen Jahresfahrplan noch verbleibt. Um nicht auf Restkapazität angewiesen zu sein, sind alle EVU bestrebt, ihre Bestellungen weitestgehend in einem Jahresfahrplan zu deponieren.

Tatsächlich sind nur 25 Prozent der Zugtrassenbestellungen im Güterverkehr stabil

Ein Jahresfahrplan beginnt Mitte Dezember und dauert zwölf Monate. Wenn man Zugtrassen für einen Jahresfahrplan bestellen will, muss dies spätestens acht Monate vor dem Fahrplanwechsel geschehen. Somit bestellen EVU Zugtrassen acht bis 20 Monate vor dem tatsächlichen Verkehrstag des Zuges. Das funktioniert grundsätzlich im Personenverkehr, weil die EVU ein Angebot auf den Markt bringen von dessen Nachfrage sie überzeugt sind. Im Güterverkehr aber ist es hoch problematisch acht bis 20 Monate vor der Zugfahrt Zugtrassen zu bestellen, es sei denn, das EVU hat Verträge mit Endkunden.

Güterzug auf der Strecke

In der Praxis bestellen Güter-EVU Zugtrassen in hohem Ausmaß auf Verdacht und in der Regel mehr als sie brauchen. Tatsächlich sind nur 25 Prozent der Zugtrassenbestellungen im Güterverkehr stabil. 75 Prozent der Bestellungen werden mehrmals geändert, ehe ein Drittel dieser Zugtrassen am Ende storniert wird.

Für die europäischen Infrastrukturmanager ist die Situation schwierig. Sie führt zu Überbuchung in weiten Teilen des Streckennetzes, zu hohem und unnützen Ressourcenaufwand durch die ständigen Änderungsbestellungen und es be- und verhindert eine effiziente und flexible Nutzung der Infrastrukturkapazität. Alles in allem führt das Bestellverhalten zu blockierter und damit verschwendeter Infrastrukturkapazität.

Das Projekt TTR – Timetable Redesign

Im Jahr 2017 haben die europäischen Infrastrukturmanager die Implementierung des Projektes TTR (Timetable Redesign) beschlossen und tragen es unter dem Dach von RailNetEurope (RNE) gemeinsam mit den EVU und deren Organisationen Forum Train Europe (FTE) und European Rail Freight Association (ERFA) aus.

Die wesentlichen Erkenntnisse aus den Kundenbefragungen zu Beginn des Projektes waren:

  • Die Personen-EVU wünschen sich eine frühere Zuweisung ihrer Zugtrassen, und zwar sechs Monate vor dem Fahrplanwechsel (derzeit drei Monate); dazu sind sie auch bereit, ihre Trassenbestellungen früher als heute zu tätigen (zurzeit acht Monate vor dem Fahrplanwechsel).
  • Für die Güter-EVU ist der gegenwärtige Bestellzeitpunkt acht Monate vor dem Fahrplanwechsel zu früh; sie wünschen sich spätere Bestellzeitpunkte, am besten zu jedem beliebigen Zeitpunkt.

Beide Wünsche des Marktes werden mit TTR befriedigt. Das setzt aber voraus, dass die Infrastrukturmanager vor Beginn des Bestellvorganges ausreichende Fahrwegkapazität für den Güterverkehr reservieren und danach diese Kapazitäten auch schützen. Die Kapazitäten für den Personenverkehr werden dabei nicht eingeschränkt – aber auch nicht erweitert. Indem die Infrastrukturmanager (und nicht mehr die EVU) die Reservierung der Kapazität für den Güterverkehr vornehmen, gewinnen sie bislang blockierte Kapazität zurück, die sie zu jedem Zeitpunkt flexibel und effizient nützen können.