Informationen zur Studie
Die Durchführung der Machbarkeitsstudie zur Umsetzung eines Schnellbahnrings ist Teil des Koalitionsübereinkommens der „Fortschritts-Koalition für Wien“ zwischen der SPÖ und den NEOS von 2020.
In den Verhandlungen zum 2. Wiener Schieneninfrastrukturpaket wurde die Machbarkeitsstudie zum S-Bahn-Ring als Vertragsbestandteil aufgenommen.
Die Studie wurde von der ÖBB-Infrastruktur AG gemeinsam mit dem Österreichischen Institut für Raumplanung und der Verracon GmbH, unter Einbindung der Wiener Magistratsabteilung 18, durchgeführt. Beide Unternehmen sind renommierte Raum- und Verkehrsplanungsunternehmen mit ausgezeichneten Referenzen und erprobter Zusammenarbeit.
Zusammenfassung der Ergebnisse
In der Studie hat sich ein 2-Linien S-Bahn-Ring aus S45 und S80 bei Verlängerung der S45 bis Praterkai, mit Umstieg in Hütteldorf bzw. Praterkai als verkehrswirksamste Variante für das gesamte öffentliche Verkehrssystem herausgestellt. Sie verspricht langfristig positive Wirkungen für die Öffi-Nutzung in Wien.
Vorteil dieser Variante ist die Einbindung des Verkehrsknotens Hütteldorf in den 2-Linien-Ring und die Beibehaltung der wichtigen und gut genutzten Linien S45 und S80.
Andere untersuchte Varianten mit durchgehenden Ringen haben gegenüber der 2-Linien-Variante deutlich negative Wirkungen gezeigt. Aufgrund der geänderten Linienführungen und Verbindungen würden insgesamt weniger Menschen mit den Öffis fahren, als ohne den Ring. Gleichzeitig würden enorme Investitionen in die Infrastruktur und deutlich erhöhte Betriebsführungskosten entstehen.
Voraussetzung für den 2-Linien S-Bahn-Ring (und auch alle anderen Varianten) ist die Verlängerung der S45 zwischen Handelskai und Praterkai sowie die in den beiden Wiener Schieneninfrastrukturpaketen enthaltenen Projekte, beispielsweise die Attraktivierung der Verbindungsbahn Hütteldorf – Meidling. Dementsprechend ist aus heutiger Sicht eine Umsetzung des 2-Linien S-Bahn-Ringes ab 2032 möglich.
Genaueres zu den Ergebnissen, den untersuchten Varianten und den Vorteilen des 2-Linien S-Bahn-Rings können Sie dem folgenden Dokument entnehmen.
Bezeichnung | Dateityp | Dateigröße |
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Ergebnisse der Konzeptanalyse S-Bahn-Ring.pdf | 1,7 MB |
Fragen und Antworten
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Wer profitiert konkret von der Umsetzung dieses Ringkonzeptes?
Je nach Variante ergeben sich regional oder lokal unterschiedliche Wirkungen auf die Nutzung des öffentlichen Verkehrs. Der mit Abstand höchste Fahrgastzuwachs im gesamten Öffentlichen Verkehrssystem ist mit dem 2-Linien S-Bahn-Ring zu erreichen. Hier profitieren vor allem die Bereiche entlang des neuen Linienabschnitts im 2. und 20. Bezirk sowie, durch die neu geschaffene Umsteigeverbindung Donaustadt – Heiligenstadt, die Bezirke 19 und 22.
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Die 2-Linien-Konzeption kann ja nicht das innerstädtische Verkehrssystem entlasten!
Auch ein durchgängiger Ring könnte das nicht leisten. Da Wien bereits über ein außergewöhnlich dichtes ÖV-Netz verfügt, bringt ein 1-Linien-S-Bahn-Ring so gut wie keine Entlastungen für das innerstädtische Verkehrsnetz.
Eine Stärkung der Tangentialverbindungen zwischen den Außenbezirken kann mit den 1-Linien S-Bahn-Ring-Varianten ebenso wenig erreicht werden, da die Reisezeiten zwischen den westlichen Außenbezirken und Wien Meidling (Anschluss Fernverkehr) mit einem S-Bahn-Ring durchwegs länger sind als mit den Verkehrsmitteln der Wiener Linien. -
Warum muss man beim Ring umsteigen, warum fährt die S-Bahn nicht durch?
Die Untersuchungen haben ergeben, dass ein durchgängiger Ring keine positiven Effekte hätte. Aufgrund der notwendigen Anpassungen im Angebot und betrieblicher Notwendigkeiten würden laut Prognose sogar weniger Menschen die Öffis nutzen. Auch das innerstädtische Verkehrsnetz würde durch einen durchgängigen Ring nicht entlastet. Dem gegenüber stünden gleichzeitig höhere Betriebsführungskosten und eine Vielzahl von zusätzlich notwendigen Infrastrukturinvestitionen.
Der Knoten Hütteldorf mit seinen zahlreichen Busverbindungen und P&R-Anlage würde ebenfalls stark geschwächt, da die S45 und die S80 dann entweder entfallen müssten oder nur mehr mit geringerem Intervall unterwegs sein könnten. Für Pendler:innen aus dem Westen würde sich die Situation stark verschlechtern, mehr Autoverkehr in die Stadt wäre die Folge.
Bei durchgehender Führung des Rings würde auch die unmittelbare Anbindung an den Fernverkehr der Weststrecke entfallen. Dies ist insbesondere nachteilig, da in Zukunft eine Zunahme des Fernverkehrs vom/zum Westbahnhof prognostiziert ist. -
Warum wurden die vorgeschlagenen größeren Ringvarianten nicht geprüft?
Da alle konzentrisch größer gefassten Ringe an den wichtigen Umsteigeknoten vorbeifahren, können diese keine positivere Wirkung entfalten. Diese wurden aus diesem Grund nicht im Detail untersucht. Weiter außen ist die zusätzliche Erschließungswirkung gering, oftmals führen die Strecken durch kaum besiedeltes Gebiet oder Industrie- und Gewerbegebiete (z.B. Breitenlee/Laaer Ostbahn, Donauländebahn). Außerdem würden sich derart lange Fahrzeiten ergeben, dass kein Vorteil gegenüber anderen Verkehrsträgern (z.B. Wiener Linien) bestünde.
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Wird es zusätzliche Haltestellen zwischen Handelskai und Praterkai geben?
Um die S45 mit der U1 und der U2 sowie mit der S80 zu verknüpfen, sind Haltestellen bei der Reichsbrücke, der Donaumarina und die Verknüpfungshaltestelle am Praterkai angedacht. Die Verkehrswirksamkeit weiterer Haltestellen wurde ebenfalls in allen Varianten geprüft, aber keine relevante verkehrliche Wirkung festgestellt.
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Was wird die Umsetzung des S-Bahn-Rings kosten?
In der Studie wurden auch die Maßnahmen betrachtet, die für die jeweilige Umsetzung der Varianten notwendig wären. Für die durchgehenden Ringvarianten ist von zusätzlichen Investitionen im hohen dreistelligen Millionenbereich auszugehen.
Der 2-Linien S-Bahn-Ring hat neben den verkehrlichen Vorteilen auch noch den Bonus, dass er geringere Investitions- und Betriebsführungskosten erfordert.
Um die Kosten für den 2-Linien S-Bahn-Ring belastbar nennen zu können, ist in einem nächsten Schritt eine strategische Infrastrukturentwicklung durch die ÖBB-Infrastruktur AG vorgesehen. Diese kann nach Veröffentlichung des Zielnetz 2040 voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2024 starten. -
Warum dauert es so lange bis zur Umsetzung?
Es gibt bereits einige in Umsetzung befindliche und geplante, wichtige Baustellen im Wiener Schnellbahnnetz, beispielsweise die Modernisierung der Stammstrecke Meidling – Floridsdorf, die Attraktivierung der Verbindungsbahn Hütteldorf – Meidling und den viergleisigen Ausbau von Meidling bis Mödling. Im Gesamtsystem der Bahn müssen alle Bauvorhaben aufeinander abgestimmt werden, damit das System weiterhin funktioniert. Außerdem sind diese Projekte zum Teil auch selbst Voraussetzung für das Funktionieren des Rings. Daher kann dieses Ringkonzept erst umgesetzt werden, wenn diese anderen Vorhaben erledigt sind.
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Warum hat man ein Ringkonzept nicht schon viel früher geprüft?
Es hat in der Vergangenheit bereits Überlegungen und Untersuchungen gegeben, die zu ähnlichen Ergebnissen gekommen sind. Die vorliegende Studie ist allerdings die erste, die in dieser Tiefe durchgeführt wurde. Zudem sind für das Funktionieren eines Rings verschiedene weitere Projekte, wie beispielsweise die Attraktivierung der Verbindungsbahn, zwingende Voraussetzung, sodass eine frühere Studie keine frühere Umsetzung bedeutet hätte. Die grundsätzliche Denkbarkeit einer sinnvollen Ringführung ist auch erst seit der Eröffnung des Wiener Hauptbahnhofs gegeben.
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Die Gleise zwischen Handelskai und Praterkai gibt es ja schon – warum kann man da nicht sofort fahren?
Dieser Teil der Donauuferbahn zwischen Brigittenau/Handelskai und Praterkai ist eine Güterverkehrsstrecke und damit für die Führung eines dichten Personenverkehrstaktes nicht geeignet. Um dort Personenverkehr und -halte zu ermöglichen, müssen die entsprechende Infrastruktur und Gleistopologie, insbesondere die Auflassung aller Eisenbahnkreuzungen, sowie Ersatzmaßnahmen für den Güterverkehr geschaffen werden.
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Welche konkreten Maßnahmen sind notwendig?
Kernmaßnahme für den 2-Linien-Ring ist die Verlängerung der S45 bis zum Praterkai, der Neubau der Stationen Reichsbrücke und Donaumarina und die Adaptierung der Haltestelle Praterkai.
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Welche konkreten Maßnahmen wären für einen durchgehenden Ring notwendig?
Zusätzlich zur Verlängerung der S45 bis zum Praterkai inklusive der Stationen Reichsbrücke und Donaumarina und der Adaptierung der Haltestelle Praterkai wäre jedenfalls eine niveaufreie Verbindungsschleife zur Ostbahn im Bereich Praterkai notwendig, weiters umfassende Maßnahmen zur Steigerung der Kapazität auf dem Abschnitt Praterkai – Haidestraße, ein zweigleisiger Ausbau zwischen Heiligenstadt und Brigittenau, der Umbau der Haltestelle Handelskai und eine niveaufreie Querung der Weststrecke in Penzing.