Was ist TTR – Timetable and Capacity Redesign for Smart Capacity Management?
Das Projekt TTR wurde gemeinsam von den europäischen Infrastrukturbetreibern und Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) unter Federführung der Interessenverbände RNE (Railnet Europe) und FTE (Forum Train Europe) mit dem Ziel entwickelt, mehr und bessere Fahrwegkapazität für die EVU bereitzustellen und gleichzeitig den Infrastrukturbetreibern eine optimale Nutzung ihrer Kapazitäten zu ermöglichen.
Warum wird TTR europaweit benötigt?
Es ist sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr ein vermehrter Anstieg an beförderten Personen und Gütern zu erkennen. Die europäische Verkehrspolitik sieht zudem durch den Green Deal eine weitere signifikante Erhöhung des Modal Splits. Diese Entwicklung stellt sowohl Infrastrukturbetreiber als auch EVU vor nie dagewesene Herausforderungen in der Bereitstellung und Nutzung der Kapazität.
Es eröffnen sich im Wesentlichen zwei Wege, um diesen Herausforderungen begegnen zu können:
- der physische Ausbau der Infrastruktur
- die optimierte Nutzung der Bestandsinfrastruktur
Bei Letzterem setzt das Projekt TTR an – nämlich eine Optimierung auf der Bestandsinfrastruktur zu erreichen beziehungsweise diese Systematik kontinuierlich auch auf Neubaustrecken anzuwenden.
Welche Hürden bestehen heute für ein europaweites, durchgängiges und marktorientiertes Kapazitätsangebot?
Kapazitätsplanung in Europa erfolgt derzeit auf Basis von Jahresfahrplänen mit fixen Bestellterminen, teilweise auch nicht vollumfänglich digitalisiert und mit einem starken nationalen Fokus. TTR soll in der Vollumsetzung durch Systematisierung und Vorhaltung von Kapazitäten nach Verkehrsarten einen europaweiten, marktgerechten und flexiblen Zugang zu Infrastrukturkapazität ermöglichen. Dies soll zudem durch eine starke Digitalisierung der Prozesse unterstützt werden.
Was ist die Grundidee hinter TTR?
Das Konzept von TTR fußt auf zwei Grundideen, mit welchen mehr (im Sinne von Volumen) und bessere (i.S. von Qualität und Flexibilität) Infrastrukturkapazität zur Verfügung gestellt werden soll:
- Systematisierung und verkehrsartenspezifische Widmung
Der Infrastrukturbetreiber nimmt eine Aufteilung und Widmung der Kapazität (unter Einplanung von Bauarbeiten) nach Verkehrsarten und Produkten (Bestellzeitpunkte) vor. Hierbei wird auch auf aktuelle Marktinputs von EVU, als auch auf andere Datenquellen (z. B. Verkehrsstudien, historische Daten) zugegriffen. - Steuerung Bestellverhalten
Die Vorhaltung von Fahrwegkapazität nach Verkehrsarten in Form eines marktorientierten Angebots ermöglicht es den Fahrwegkapazitätsberechtigten zu einem Zeitpunkt, wo der tatsächliche Bedarf an Fahrwegkapazität bekannt ist, zu bestellen. Dies kann aber nur unter Einhaltung gewisser Spielregeln erfolgen. Hierzu werden wirtschaftliche Anreizsysteme geschaffen, damit die bereits gewidmete Kapazität für möglichst alle Fahrwegkapazitätsberechtigten in bedarfsgerechter Menge zur Verfügung steht und nicht durch Vorreservierungen blockiert ist.
TTR – ein Win-win für Kunden und Infrastrukturbetreiber!
Kunden profitieren bei TTR von ...
- ausreichender, stabiler und bedarfsgerechter Fahrwegkapazität sowie einen einfacheren, digitalisierten Zugang zur Schiene im nationalen und internationalen Verkehr durch die Widmung von Fahrwegkapazität für alle Verkehrsarten (GV und PV) durch den Infrastrukturbetreiber,
- der höheren Flexibilität für alle Marktteilnehmer durch zusätzliche Kapazitätsprodukte auch abseits von Jahresfahrplänen und fixen Bestellzeitpunkten,
- dem europaweit abgestimmten Kapazitätsangebot,
- einer langfristigen und harmonisierten Baustellenplanung europaweit.
Infrastrukturbetreiber profitieren von …
- der optimalen Nutzung der Eisenbahninfrastruktur und Reduzierung der ungenutzten Kapazität,
- der Stärkung von Planungs- und Regulierungssicherheit durch standardisierte und transparente Prozesse.
Wie funktioniert die Kapazitätsplanung unter dem TTR-Konzept?
Die Kapazitätsplanung im Rahmen von TTR erfolgt in drei zeitlich und inhaltlich aufeinanderfolgenden Elementen mit Erstellung und Veröffentlichung durch den Infrastrukturbetreiber. Kennzeichnend ist für die Systematik, dass mit voranschreitender Zeit sich die Granularität erhöht. Die einzelnen Phasen sind:
- Kapazitätsstrategie (Veröffentlichung 3 Jahre vor Netzfahrplanwechsel zu X-36)
- Kapazitätsmodell (Veröffentlichung 1,5 Jahre vor Netzfahrplanwechsel zu X-18)
- Kapazitätsangebot (Veröffentlichung ca. 1 Jahr vor Netzfahrplanwechsel zu X-11)