Die Wörthersee-Strecke Klagenfurt–Villach

Durch Maßnahmen zur Schallreduktion an der Wörthersee-Strecke konnten Schallimmissionen deutlich reduziert werden. In Velden wurde eine eigene Messstelle installiert.

Die Bahnstrecke Klagenfurt–Villach ist ein integraler Bestandteil der Südstrecke Wien–Villach und damit Teil des Baltisch-Adriatischen Korridors, der durch die Fertigstellung der Koralmbahn Ende 2025 noch mehr an Bedeutung gewinnen wird und wirtschaftlich von sehr großer Wichtigkeit für den Süden Österreichs ist.

Aufgrund der zu erwartenden Zunahme des Bahnverkehrs nach 2025 gibt es in Kärnten seit vielen Jahren Diskussionen, ob der gesamte Güterverkehr von der Strecke Klagenfurt–Villach auf eine andere (neu zu bauende Trasse) verlagert werden könnte, um die Schallimmissionen entlang dieses Streckenteils massiv zu reduzieren. Eine Studie im Auftrag von ÖBB, Land Kärnten und Bundesministerium für Klimaschutz (BMK) ist 2020 zum Schluss gekommen, dass aus rein fachlicher Sicht die Nutzung der bestehenden Strecke oder eine neue Trasse nördlich davon die besten Möglichkeiten zur Abwicklung der zukünftigen Güterverkehre darstellt. Eine Entscheidung zwischen den beiden Varianten erfordert letztlich eine Abwägung von verkehrlichen bzw. umweltbezogenen Bedürfnissen sowie den notwendigen Investitionen der Netzerweiterung. Die Kapazitäten der bestehenden Strecke sind nach den derzeitigen Verkehrsprognosen mehr als ausreichend, auch lange nach 2025, wenn die Koralmbahn in Betrieb geht. Der Personenverkehr zwischen Klagenfurt–Villach steht nicht in Diskussion.

Maßnahmen zur Schallreduktion an der Wörthersee-Strecke

Volkswirtschaftlich ist Bahn-Güterverkehr extrem wichtig, weil jeder Kilometer Gütertransport auf der Schiene viele LKW-Fahrten einspart, also Lärm und Abgase von LKWs. Deswegen ist das Ziel der österreichischen Bundesregierung seit vielen Jahren, den Güterverkehr auf der Bahn zu forcieren.

Um die unmittelbaren Anrainer:innen an den Bahnstrecken zu entlasten, wurden in den letzten Jahrzehnten österreichweit umfangreiche Maßnahmen umgesetzt. An der Wörthersee-Strecke wurden konkret für die rund 15.000 mittel bis stärker betroffenen Anrainer:innen umgesetzt:

  • Errichtung von 32 km Schallschutzwänden seit 1996
  • Fensterförderung für 1128 Schallschutzfenster (23% der möglichen Förderungen wurden abgeholt)
  • Verstärkte Investitionen in die Strecken-Instandhaltung zur Reduktion von Schall-Emissionen am Gleis
  • Modernisierung des Zugmaterials, damit verbunden Reduktion von Schallimmissionen für die Anrainer:innen

Durch diese Maßnahmen konnte erreicht werden, dass in den letzten Jahren die Schallimmissionen an der Wörtherseestrecke zurückgegangen sind (belegt unter anderem durch Zahlen aus den Umgebungslärm-Untersuchungen, Vergleich 2012 zu 2017, für das BMK). Um in Zukunft einen noch besseren Überblick über die Situation geben zu können, haben die ÖBB gemeinsam mit dem Land Kärnten im Herbst 2020 eine Schallmessstation in der Gemeinde Velden errichtet, die Ergebnisse der Messungen werden seit 2021 einmal jährlich im ersten Halbjahr veröffentlicht. Die Messberichte zeigen einen Rückgang der Beurteilungspegel (Nacht) um 3dB von 2020 bis 2022 (Details und Begriffserklärungen im Messbericht).

Zum Messbericht 2022 (PDF)

Zum Messbericht 2021 (PDF)

Zum Messbericht 2020 (PDF)

Entwicklung des Güterverkehrs an der Wörthersee-Strecke und Ausblick in die Zukunft

Von 2008 bis 2019 (jeweils die Jahre vor Krisenjahren mit Rückgang des Güterverkehrs) ist der Bahn-Güterverkehr an der Wörthersee-Strecke um 1,3% gestiegen (Anzahl Güterzüge). In der Nacht (22:00 bis 06:00 Uhr) gab es sogar einen Rückgang um - 6,5%. Danach kam es aufgrund von Covid sogar zu einem Rückgang des Güterverkehrs auf der Strecke.

Entsprechend der aktuellen Verkehrsprognose (die 2023/2024 aktualisiert wird mit einem Ausblick auf 2040+) wird das Güterzugsaufkommen von 2019 (80 Züge) bis 2025 auf 97 Güterzüge steigen.

Fix ist aber, dass bereits ab Ende 2024 aufgrund der EU-Quieter Routes, zu denen die Wörthersee-Strecke gehört, nur mehr leise Güterwagen fahren dürfen, das entspricht einer Schallreduktion von rund -10 dB, und damit einer Halbierung des wahrgenommenen Schalls, also ein gewaltiger Fortschritt für Anrainer:innen. Die ÖBB Rail Cargo hat bereits fast 100% der Güterwagen umgestellt.

In Österreich ist die Umstellung von laute auf leise Güterzüge seit ca. 2010 in Fahrt gekommen und wird Ende 2024 abgeschlossen. An einer Strecke mit hohem Güterzugsverkehr-Aufkommen sinkt auch bei einer zukünftigen Zunahme des Güterverkehrs der Beurteilungspegel gegenüber 2010 stark, da von 2010-2024 der Güterverkehr bereits viel leiser geworden sein wird, um rund 10 dB beim Vorbeifahrtspegel. Entsprechend den vorliegenden Daten von der Messstelle am Wörthersee, wird selbst bei einer sehr deutlichen Zunahme an Güterverkehr der Beurteilungspegel jedenfalls geringer als 2010 bleiben, auch wenn die Kapazitäten der Strecke voll ausgeschöpft würden.

Das liegt daran, dass die Wahrnehmung von Lärm vor allem durch die lautesten oder auffälligsten Geräusche geprägt wird. Werden diese Geräusche wie derzeit an den Hauptbahnstrecken der EU um 10 dB leiser, entspricht das der angesprochenen Halbierung des wahrgenommenen Lärms. Fahren also sehr viele leisere Züge, ist dies bedeutend weniger störend als wenn sehr wenige sehr laute fahren. Genau darauf zielt die EU-Verordnung TSI Noise („Quieter Routes“) ab: Fallen die ganz lauten Züge weg, ist das eine enorme Entlastung für die Anrainer:innen, selbst wenn später mehr Züge fahren.